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Mehr als Rillen auf Scheibe – Die Geschichte der Schallplatte

Und so steigen seit 2010 auch die internationalen Absatzzahlen für Schallplatten wieder an. Laut BVMI (Bundesverband für Musikindustrie) ist Vinyl somit das einzige physische Medium, dessen Zahlen nicht rückläufig sind.

Und so steigen seit 2010 auch die internationalen Absatzzahlen für Schallplatten wieder an. Laut BVMI (Bundesverband für Musikindustrie) ist Vinyl somit das einzige physische Medium, dessen Zahlen nicht rückläufig sind.

 

Mehr als Rillen auf Scheibe – Die Geschichte der Schallplatte

Schallplatten – Diese runden Tonträger, die mit einer Nadel abgespielt, für viele Musikliebhaber den Mittelpunkt der Welt bedeuten, haben bisher jedes moderne Musikmedium überlebt. Der Grund liegt im warmen, echten Klang und dem zeremoniellen Abspielen, rund und die Schallplatten.

Wir entführen euch auf einen kleinen Exkurs in die Geschichte der Schallplatte.Wie kam es zu dem Status, der Vinyl bei DJs, Musikliebhabern und Sammlern zum begehrten Objekt machte? Wie sieht es für die Zukunft der rotierenden Scheiben aus?

 

Die Vorläufer der Schallplatte

Die ersten Techniken, die entfernt etwas mit den heutigen Schallplatten in ihren vielen Farben und verschiedenen Größen zu tun hatten, gehen auf das Jahr 1860 zurück. Der so genannte Phonautograph konnte zwar keine Musik abspielen, Klangwellen allerdings physisch sichtbar machen. Zuerst gelang dies mit einem französischen Kinderlied.

Die ersten Möglichkeiten der Wiedergabe gelangen erst Jahre später durch Thomas Alma Edison und John Kruesi, der Edisons Idee in die Tat umsetzte. Edison selbst baute eine neue Version des Abspielgerätes, den Phonographen und ermöglichte zudem das Aufnehmen von Tönen auf einer Wachswalze aus Paraffin. Für Musik musste die Walze mit 120-160 Umdrehungen pro Minute, für Sprache mit 80 rotieren. Der Betrieb der Geräte erfolgte damals noch manuell, es musste also gekurbelt werden, um Klang zu hören.

 

Es werde Platte!

Die erste Schallplatte in Form einer Scheibe geht auf das Jahr 1880 zurück. Charles Sumner entwickelte Wachsplatten, die kaum abspielbar waren, doch heute in Washington ausgestellt sind und als erste Schallplatte der Welt gelten.

Der Deutsch-Amerikansiche Erfinder und Ökonom Emil Berliner war dagegen der Erste, der eine abspielbare Platte erfand. Er erkannte den kommerziellen Nutzen in der Unterhaltungsindustrie und vereinfachte Verfahren des Erstellens von Negativen für die Pressung und konzentrierte sich erfolgreich auf horizontale Abtastmethoden der runden Rillen.

 

Von Ruß, Schellack und Vinyl – Die Evolution der Schallplatten

In Berliners ersten Modellen wurde Musik noch durch Handbetrieb wiedergegeben. Die Möglichkeit erfreute sich noch keiner großen Beliebtheit, da der Handbetrieb der Entspannung beim Musik hören im Weg stand. Bis 1890 kurbelte Berliner, angetrieben von gesteigerten Umsätzen seiner Firma, den Fortschritt an und entwickelte Plattenspieler mit Federmotoren, sowie die ersten Schellackplatten.

Neben der motorisierten Wiedergabe sorgte die Pressmasse aus Schieferpulver, Schellack und Baumwollflock für eine höhere Klangqualität. Grund dafür war eine genauere Abbildung der Rillen auf die einzelnen Platten durch bessere Bearbeitungsverfahren: Die Pressmasse wurde durch Erhitzen verflüssigt, das Material gegen ein Negativ gepresst und kühlte daraufhin schnell ab. Das Material war strapazierfähiger und länger haltbar, was den Erfolg noch vorantrieb.

 

Battle of the Speeds

Die ersten PVC oder auch Vinylplatten mit einer weiter gesteigerten Klangqualität und einer enormen Haltbarkeit konzipierte man in den USA für die Verwendung im Militär und Radiostationen. Es gab damals bereits Nutzungen so genannter Mikrorillen. Die Geschwindigkeit lag bei 33 1/3 RPM und für kurze Aufnahmen auch mal bei 78 RPM. Die unterschiedlichen Abtastraten wurden später für unterschiedliche Grüßen genutzt. Bei 12″ Singles waren es 45 RPM, bei 10″ Singles 78 RPM und bei 7″ Singles 45 RPM.

Auch Modelle mit unterschiedlich großen Mittellöchern kamen auf dem Markt. Die Hersteller von Abspielgeräten reagierten daraufhin mit Modellen, bei denen unterschiedliche Geschwindigkeiten an die Aufnahme angepasst wurden und versahen die Plattenspielern mit Adaptern, um alle Mittellochgrößen abspielen zu können. Das Battle of the Speeds (Kampf der Geschwindigkeiten) wurde somit nicht mehr auf den Schultern der Verbraucher ausgetragen.

 

Zweikanaltechnik, CX Verfahren und Laser gegen Verschleiß

Ein weiterer Meilenstein für die Entwicklung des hochwertigen Klanggenusses für Audiophile war die Zweikanaltechnik, also das abspielen zweier separater Klangspuren auf einer Rille. Die Lösung fand der Brite Alan Dower Blumlein in der Kombination der Verfahren von Edison und Berliner. Bereits 1931 entwickelte er eine Technik, mit der man sowohl Informationen auf der horizontalen, als auch auf der vertikalen Ebene lesen und auf zwei Kanälen wiedergeben konnte.

Das CX Verfahren ändert nichts an den Schallplatten, doch beeinflusst die Audioqualität. CX bedeutet „Compatible Expansion“. Bei der Kompandierung filtert ein Gerät das Klangerlebnis, sodass Rauschen, Knistern und Rumpeln als physischer Effekt des Abtastens durch die Nadel gemindert werden.

Einige Hörer berichten allerdings davon, dass das Kratzen durch das Verfahren verstärkt wahrzunehmen war. Dieses Kratzen (engl. scratching) hat allerdings nichts mit dem zu tun, was gute Turntable Jockeys und DJs durch das händische Drehen der Platte und das Betätigen des Crossfaders tun.

Das Scratchen von Turntabelists wird mit einer Abnutzung der Platten verbunden und sollte nicht mit handelsüblichen Nadeln und der Lieblingsplatte probiert werden. Spezielle Technik vermindert den Verschleiß auf der Scratchplatte.

Moderne Abstastverfahren des Laserplattenspielers sind allerdings die einzige Möglichkeit, um die Plattensammlung vor allmählicher Abnutzung zu bewahren. Durch das optische Abtastverfahren, eine gute Lagerung und Pflege halten Platten im Prinzip ewig – Ein Vorteil gegenüber der CD, deren Halbwertszeit bei guter Pflege auf etwa 50 Jahre zu datieren ist.

 

Vinyl – Die ewige Erfolgsgeschichte?

Bei den Absatzzahlen, musste die Schallplatte gegenüber der CD zwar einstecken, manche Zungen nennen die CD allerdings im Bezug auf Klangqualität und Feeling einen Fehler der Musikindustrie.
Es gibt DJs die mit CDs auflegen und Menschen, die stolz auf Ihre CD oder auch Kassettensammlung sind, wirklich an der Platte vorbei, kommt allerdings nicht mal das modernste digitale Format für Musik, die FLAG-Datei. Lediglich in der Kategorie Surround Sound muss die Schallplatte einstecken.

Ob es kleine Bands sind, die eine Version ihres ersten Albums auf Platte haben wollen, DJs, die ihre Styles for Miles lieber von Vinyl präsentieren oder audiophile Sammler, bei denen der Platz in der Wohnung kaum mehr für weitere Jazzplatten reicht – Einig sind sich alle:

Die Schallplatte wird nie ersetzt werden können. Alte Alben werden neu gepresst, Platten in psychedelischen Farben angeboten, CD-DJs noch immer hinter vorgehaltener Hand belächelt. Und so steigen seit 2010 auch die internationalen Absatzzahlen für Schallplatten wieder an. Laut BVMI (Bundesverband für Musikindustrie) ist Vinyl somit das einzige physische Medium, dessen Zahlen nicht rückläufig sind.



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